Vereinschronik 1926-45

Kaffeetafel
Fritz Job 1930
Arbeitseinsatz 1927
Fasching 1928
Turnier in Mannheim 1929
Plätze 1929

1926-1945   von Hans Rainer Jung

 

Angefangen hatte alles im Jahre 1926. Der 1. Weltkrieg war vorüber, die Inflationsjahre waren vorbei und Deutschland schickte sich an, der europäischen Staatengemeinschaft als Mitglied des Völkerbundes wieder eingegliedert zu werden. Einher gegangen war dies mit einem bescheidenen wirtschaftlichen Aufschwung im Deutschland der Weimarer Republik nach  Dawes-Plan und der Einführung der Rentenmark. Man begann auch in Annweiler wieder Sportstätten zu bauen:

1928 Bau des Städtischen Schwimmbades und Einweihung des Kreisjugendheims auf dem Wingertsberg durch die Pfälzische Sportjugend.

 

Und eben dort, wo sich heute die Sportanlage der Schützen befindet, sollten auf einer eigens angelegten Platzanlage, die Teil des Turnplatzes war, wie in Wimbledon auf Rasen die ersten Bälle geschlagen werden. So wollten es damals die zehn "Pioniere" dieser so "elitär" verschrienen Sportart am 28. Juli 1926 im Lokal Tröster bei einer Vorbesprechung. Man war damals noch kein eigener Verein, sondern eine Abteilung im "Turnverein 1885". Da anfangs einen Monat lang keine Aufnahmegebühr verlangt wurde, nutzten dies viele sportbegeisterte Mitbürger und traten dem "Tennisclub" bei, der seinen Spielbetrieb schon Mitte August aufnehmen konnte. Im Mitgliedsbuch werden im ersten Jahr  schon sage und schreibe 41 zahlende Mitglieder gezählt. Der monatliche Hebesatz betrug eine Mark. Kosten eines Tennisschläger: 20 Mark.

 

In der Chronik zum 50. Jubiläum schrieb Wolfgang Dentzer über den Spielbetrieb betreffend folgendes:

"Nach Aussage der damaligen Aktiven war es mehr ein ´Acker` als ein Tennisplatz. Aber die ´Plätsch` wurde eifrig geschwungen. Man spielte eher ´nach eigener Erfindung` als nach den Regeln.... Schon früh morgens ging es auf dem Rasen hoch her, wenn sich die Trifelsstadt drunten in Nebel hüllte. Wer zuerst kam, hisste eine in der Stadt sichtbare Fahne zum Zeichen, dass bereits ein Partner zur Stelle ist und sich der Aufstieg auf den Wingertsberg lohnt."

 

In der Mitgliederversammlung vom 23.8.1926 wurde der 1. Tennisausschuss wie folgt gewählt:

Vorstand:                       Erwin Schaaf

Schriftführer:                  Friedrich Böhm

Kassierer:                       Hans Graf

Beisitzer:                        Paula Pfannhuber, Liesel Hübner, Ernst Bosch,

                                     Georg Madinger

                                          

In der Mitgliederversammlung am 3. März 1927 beschloss man, auf der Gaab`schen Wiese am Eisweiher eingangs des Bindersbacher Tales  zwei  terrassenförmig angelegte Plätze zu bauen. Der Pachtpreis für das Gelände sollte den Gegenwert des jährlich zu erzielenden Heuertrages ausmachen.

 

Die Arbeiten zur Erstellung des oberen Platzes gingen schnell voran und Ende 1927 konnte er fertig gestellt werden. Schon damals scheuten sich die Mitglieder nicht, bei den anfallenden Arbeiten selbst Hand anzulegen und kräftig mitzuarbeiten. Um die Unterhaltungskosten des neuen Platzes bezahlen zu können, musste jedes Mitglied 0,50 Mark monatliches Platzgeld entrichten. Zusätzlich wurde, um den wachsenden Zahlungsschwierigkeiten zu begegnen, eine einmalige Umlage von 10 Mark erhoben sowie ein regelmäßiger Arbeitsdienst eingeführt, wovon aktive Mitglieder sich nur durch Zahlung einer Abstandssumme freistellen konnten. Übrigens, es war damals nicht anders wie heute. Wenn`s ums liebe Geld geht, wenn in Vereinen Beiträge erhöht oder neue Umlagen beschlossen werden sollen, man tut sich schwer damit. So wurden damals die Beschlüsse zu den genannten Erhöhungen erst "nach langem Für und Wider der besseren Einsicht folgend" angenommen.

 

1928 wurden in dieser für Annweiler so jungen Sportart die ersten Freundschaftsspiele ausgetragen. Unter der Rubrik "Spiel und Sport" wurde die Annweilerer Bevölkerung stolz über die ersten Vergleichskämpfe unterrichtet.

Gast des ersten Freundschaftsspieles war der Tennisclub Ludwigshafen-Hochfeld, der spätere TC Rot-Weiß Ludwigshafen. Obgleich sich die Annweilerer ihren Gästen geschlagen geben mussten, so war jedoch die Stimmung ungetrübt und die Freude, sich mit anderen Vereinen zu messen, gewachsen. Schnell folgte das nächste Freundschaftsspiel gegen Bergzabern, wo auch ein Rückspiel ausgetragen wurde. Diese beiden Begegnungen gewann Annweiler.

 

Es ging damals noch mehr um eine gesellschaftliche Zusammenkunft auf sportlicher Ebene.  Es waren Club-Begegnungen, bei denen Herren-Einzel und -Doppel, Damen-Einzel und -Doppel sowie "Gemischte Doppelspiele“ ausgetragen wurden. Folgende Spielerinnen und Spieler  vertraten damals die Annweilerer Farben:

Johanna Brust, Ellen Brüstle, Lisl Brüstle, Johanna Eyer, Milly Helm und Paula Pfannhuber, sowie Fridolin Dentzer, Wolf Hurt, Georg Madinger, Fritz Pfannhuber, Georg Schulze und Hermann Semmler.

 

Noch musste man sich mit einem Tennisplatz begnügen, der jedoch schon bald nicht mehr ausreichte, um dem eifrigen Spielen der Mitglieder gerecht zu werden, zumal vorausschauend zur Förderung des Tennissports auch schon eine Jugendabteilung ins Leben gerufen worden war. In der Mitgliederversammlung vom März 1929, abgehalten im Cafe Rillmann (später Cafe Heiser in der Hauptstraße), wurde der Ausbau des schon geplanten 2. Platzes beschlossen und innerhalb von zwei Monaten fertig gestellt.  Die Baukosten beliefen sich auf 1000 Reichsmark. Zu ihrer Finanzierung musste jedes Mitglied einmalig eine Umlage von 10 Reichsmark bezahlen. Zudem wurden in der Stadt Bausteine verkauft. Gut, dass sich der New Yorker Börsenzusammenbruch erst ein halbes Jahr später ereignete. Wer weiß, ob man noch dann den 2. Platz hätte bauen können.

 

Laut Rechnungsbuch gab es damals 19 aktive, 11 passive sowie 6 jugendliche Tennis spielende Mitglieder im "Turnverein 1885". Einnahmen durch Beiträge im Jahre 1929:  857 Reichsmark.

 

Die Freude,  jetzt auf zwei Plätzen gleichzeitig spielen zu können,  musste natürlich auch den befreundeten Nachbarvereinen vermittelt werden, und so wurden noch in gleichem Jahr drei Freundschaftsbegegnungen mit unterschiedlichem Erfolg ausgetragen. Da man sich jedoch auch untereinander vergleichen und messen wollte, verständigte man sich auf die jährliche Durchführung von Vereinsmeisterschaften, um aus den Ergebnissen "eine genaue Einteilung der Spielstärke" zu ermitteln. Ende 1930 wurde erstmals eine provisorische Rangliste angelegt, nach der jeder Spieler seinen Vordermann zum Wettkampf fordern musste. Leider findet sich in den Unterlagen kein Hinweis auf die Namen der damaligen Meister.

 

 

Noch 1929 war die Tennisabteilung  als ordentliches Mitglied dem Deutschen Tennisbund beigetreten. So war es nur folgerichtig, dass man sich dann vom ´Turnverein 1885´ löste und selbständig wurde. Der Tennis-Club Rot-Weiß war fortan  in Annweiler etabliert. Federführend für diesen Entschluss war der 1931 neugewählte Erste Vorsitzende Fridolin Dentzer. Zum Platzwart wählten die Mitglieder damals Alfred Rillmann, konnte er doch mit seinem Kastenwagen manch wertvolle Dienste dem Club leisten.

 

Was aber noch fehlte, war ein Clubhaus. Und auch dieses ließ nicht lange auf sich warten. In der außerordentlichen Mitgliederversammlung vom 1. April 1931 überraschte  Herr Schulze die Annweilerer Tennisgemeinde.  Wir lesen im Protokollbuch nach: "Eine große Überraschung war die Mitteilung des Herrn Schulze von der Erstellung eines kleinen Holzhäuschens neben dem oberen Platz. Herr Schulze hatte einen Plan entworfen, der für unsere Verhältnisse sehr zweckmäßig ist und bald zur Ausführung kommen kann, da Herr Schulze von Herrn Geheimrat Ullrich die Stiftung von Bauholz, Brettern, Farbe zugesagt bekam. Den Blumenschmuck wird Herr Dentzer übernehmen. Eisen, Nägel, Dachpappe, Zement usw. stiften die Firmen Keyser und Rillmann."  Fünfundzwanzig lange Jahre sollte das Clubhäuschen als Aufenthalts- und Umkleideraum dienen.

Auch sportlich wollte man vorankommen und so wurde Herr Schitner aus Landau engagiert, der an 16 Samstagen für Trainerstunden zur Verfügung stand.

 

Im darauf folgenden Jahr wirkten sich die weltweiten wirtschaftlichen Folgen des New Yorker Börsenzusammenbruchs (9.11.29) auch im weit entfernten Annweiler aus. Es konnten keine Trainerstunden mehr bezahlt werden. Die Aufnahmegebühr für Erwachsene wurde von 10 RM auf 5 RM gesenkt und der Monatsbeitrag für Jugendliche auf 50 Pfennig festgelegt. Trotz dieser Preissenkung sank die Mitgliederzahl um 20 Prozent. Jetzt konnten sich wirklich nur die "Betuchten" den Tennissport erlauben.

 

1935 kam es im Rahmen "der Neueinteilung des ganzen Turn- und Sportbetriebs" in der "Außerordentlichen Mitgliederversammlung" vom 14.3.35 zu einer satzungsmäßigen Anpassung an eine "Einheitssatzung",  zu der alle Vereine des "Dritten Reiches" verpflichtet wurden und die den Vorsitzenden zum "Vereinsführer" im Sinne der Sprachreglementierung jener Zeit beförderte.  

 

Dentzer, der bis dato die Vereinsgeschicke geleitet hatte, trat mit seinem Stellvertreter Madinger zurück und übergab die Stabführung in die Hände von "Vereinsführer" Rechtsanwalt Stoffel. Dies ging jedoch hinter den Kulissen nicht ohne Querelen ab, lesen wir doch im Protokoll der Jahreshauptversammlung vom 22.1.36 von "kleinen Reibereien mit einigen Führern der Partei", die jedoch restlos - im Sinne der NSDAP (Anmerkung des Verfassers) - geklärt und beseitigt worden seien.

Sportlich nahm 1935 erstmals eine Mannschaft von 6 Herren an der Medenrunde teil. Ranglistenspiele wurden angesetzt und mit Edenkoben, Germersheim und Bad Dürkheim Freundschaftsturniere durchgeführt.

 

Am 26. Juli 1936 beging der TC  RW seinen 10. Geburtstag mit einem Festakt im Ludwigshafener Erholungsheim, dem heutigen Landhaus Trifels, zu dem der Tennisclub "Harmonie Speyer" eingeladen war. Leider ging das Jubiläumsturnier verloren.

 

Der nach der Machtergreifung durch Hitler erfolgte wirtschaftliche Aufschwung nach den Jahren der Depression erwies sich anfangs für Annweiler zum Vorteil. "Als um den 1. August 1937 die Stadt Annweiler sich anschickte, ihre Heimattage in festlichem Rahmen zu begehen", begannen sich die ersten Erfolge abzuzeichnen: Das ´Plätzel` war in eine Grünanlage umgewandelt worden und "aus dem Eisweiher im Bindersbacher Tal und seiner unansehnlichen Umgebung die Ludwig-Siebert-Anlage, die spätere Markward-Anlage, geschaffen worden (Biondo/Hess: Annweiler am Trifels, Annweiler 1968, S.176).

 

Zwei Jahre später begann der Zweite Weltkrieg (1.9.39 - 8.5.45) und brachte mit seinen Folgen viel Leid, Tod und Zerstörung für Annweiler und seine Bevölkerung. Anderes war jetzt wichtig geworden. Und so enden auch 1939 die Einträge im alten Protokollbuch.

 

Der untere Platz wurde während der alliierten Bombenangriffe auf Annweiler durch eine Fliegerbombe zerstört und die Anlage in ein Trümmerfeld verwandelt. Es war Freitag, der 29. Dezember, 14.30 Uhr, als mit einem Schlag durch einen Reihenwurf der American Air Force die historische Innenstadt Annweilers mit ihren schönen, alten Fachwerkhäusern dem Erdboden gleichgemacht wurde. "Nur der alte Kirchturm ragte wie ein mahnender Finger aus den Trümmern gen Himmel (aus Nosbüsch: Damit es nicht vergessen wird..., S.254)."

 

 

Stadtkirche 1945

95 Jahre TC RW Annweiler

Gründungsurkunde vom

26. Juli 1926

Zähler seit 10.06.2012

 

Annweiler-Bindersbach   

Gaststätte des Tennisclubs

 

Gastraum 50 und Terrasse 60  

 

Sitzplätze.

 

Tel.  06346 - 2250


 

 

zur Zeit
geschlossen

 

Blick vom Trifels: Freiplätze, Clubhaus und Tennishalle Foto: Brachert

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